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GABRIELE MÜNTER, KOCHEL – SCHNEELANDSCHAFT MIT HÄUSERN, 1908/1909
A winter’s dream – a short history of the winter landscape
At the beginning of the 17th century, the defeat of the Spanish rulers gave rise to the birth of the Dutch Republic. Its extensive international trading activities transformed the young republic into the world’s first capitalist country in which its citizens developed an appetite for worldly luxury goods, like spices, textiles, jewellery and flowers but also visual art. Preferring non-religious themes that were light and instilling its viewers with a sense of wonder, the worldly subjects tickled their curiosity, inspired conversations, and impressed their visitors with their precise execution, realistic colour palettes, and diversity of subjects that ranged from landscapes to mythological scenes, to portraits to genre scenes. No longer bound to specific rules, the winter landscape soon became one the most popular motifs that celebrated the Dutch identity while offering a window into the outside world that exerted a calming effect on the mind of the beholder and offered a space for dreaming throughout all seasons.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts lautete die Niederlage der spanischen Herrscher die Geburtsstunde der niederländischen Republik ein. Ihre umfangreichen internationalen Handelsaktivitäten verwandelten die junge Republik in das erste kapitalistische Land der Welt, in dem die Bürger einen Appetit auf weltliche Luxusgüter wie Gewürze, Textilien, Schmuck und Blumen, aber auch auf bildende Kunst entwickelten. Weltliche, leichte, nicht-religiöse Themen wurden bevorzugt, die den Betrachter zum Staunen brachten, Neugier weckten, zu Gesprächen anregten und deren Besucher beeindruckten durch ihre präzise Ausführung, die realistische Farbpalette und die Vielfalt der Motive, die von Landschaften über mythologische Szenen bis hin zu Porträts und Genreszenen reichten. Die Winterlandschaft war nicht länger an bestimmte Regeln gebunden und wurde bald zu einem der beliebtesten Motive, die die niederländische Identität zelebrierte und gleichzeitig ein Fenster zur Außenwelt bot, eine beruhigende Wirkung auf das Gemüt des Betrachters ausübte und zu allen Jahreszeiten Raum zum Träumen bot.

GABRIELE MÜNTER   Kochel, Schneelandschaft mit Häusern, 1908-09
Oil on cardboard, 13 × 17.7 inches (32,9 × 45 cm)
Leaving tradition behind
The playful use of greys and whites that characterize the depiction of subdued winter light has gradually become part of the standard curriculum for visual artists, forming a challenge and source of fascination for many artists to come. Breaking away from tradition and interpreting a classic genre with new techniques and colours takes time and courage. It is during the summer of 1902 that Gabriele Münter under the guidance of Wassily Kandinsky abandons academic colour use and starts painting cut-outs with tight outlines of landscapes instead of painting the full picture. “Once I was painting at the lake around Kochel and he came to correct me and he looked at my paint box and found bad colours in it, for example, Schweinfurt green and others. He fired them all into the grass, as forbidden. And I only needed good colours, which he allowed.”

Six years later, the summer of 1908 ignited a transformation in the personal life and artistic creation of Gabriele Münter, inducing the birth hour of the Blue Rider and the breakthrough of Modern painting. The clear light of the Alpine foothills contributed to the liberation of her mind and brush resulting in paintings that expressed a merging of her inner and outer world and in the liberation of Realism and hereby of all irrelevant forms leaving only the essence of things on the pictorial plane.

Die spielerische Verwendung von Grau- und Weißtönen, die die Darstellung des gedämpften Winterlichts charakterisieren, ist allmählich Teil des Standardlehrplans für bildende Künstler geworden und stellte eine Herausforderung und Quelle der Faszination für viele künftige Künstler dar. Mit der Tradition zu brechen und ein klassisches Genre mit neuen Techniken und Farben zu interpretieren, erfordert Zeit und Mut. Es ist im Sommer 1902, als Gabriele Münter unter der Anleitung von Wassily Kandinsky die akademische Farbgebung aufgibt und beginnt, Ausschnitte mit engen Umrissen von Landschaften zu malen, anstatt das ganze Bild. "Einmal malte ich am See bei Kochel, und er kam, um mich zu korrigieren, und er sah sich meinen Farbkasten an und fand darin schlechte Farben, zum Beispiel Schweinfurter Grün und andere. Die hat er alle ins Gras geworfen, wie verboten. Und ich verwendete nur gute Farben, die er erlaubte."

Sechs Jahre später löste der Sommer 1908 einen Wandel im persönlichen Leben und künstlerischen Schaffen von Gabriele Münter aus, der die Geburtsstunde des Blauen Reiters und den Durchbruch der modernen Malerei einleitete. Das klare Licht des Voralpenlandes trug zur Befreiung ihres Geistes und Pinsels bei und führte zu Gemälden, die eine Verschmelzung ihrer inneren und äußeren Welt zum Ausdruck brachten, sowie auch die Befreiung vom Realismus und damit von allen irrelevanten Formen, die nur das Wesentliche der Dinge auf der Bildebene übrigließen.

GABRIELE MÜNTER   Kochel, Schneelandschaft mit Häusern, 1908-09
Oil on cardboard, 13 × 17.7 inches (32,9 × 45 cm)
Kochel 1908/1909
During the winter of 1908/1909, Wassily Kandinsky undertook an excursion to Urfeld am Walchensee with the musician couple Thomas and Olga Hartmann where they arranged a next meeting for the beginning of 1909 in Kochel. It is with Hartmann that Kandinsky developed his first ideas for stage compositions that cemented a novel unity between light, colour, spoken, and musical tone. End of February 1909 both couples met up in Kochel which was buried in snow. Münter writes: “We lead first Garmisch- from there sled to Mittenwald - where we worked in the hotel on his compositions (Mittenwald was fine in the snow!) Then per sled to Kochel! In Kochel 14 days with the Hartmanns. Hartmann (very talented) designed together with Kandinsky the music for the "Giants.” A total of 24 photographs in the Gabriele Münter archive capture their visit to Kochel which Jawlensky visited for a sledding trip.

Münter immortalized their visit in Kochel – Schneelandschaft mit Häusern and Grabkreuze in Kochel that both depict snow a covered Kochel with a daring bright colour palette adding an unprecedented range of emotions breaking with tradition and offering a look into a new hopeful future. When standing in front of Kochel – Schneelandschaft mit Häusern one is submerged in an Alpine landscape that radiates Münter’s newfound confidence adding luminous blues, purples, and greens to the traditional white and grey colour palette. Black lines are being used to emphasize colours, create spatial references, and a graphic structure.

Kochel – Schneelandschaft mit Häusern was part of the collection of Margit Winter Chanin, who was the wife of Abraham Levick Chanin, one of the most influential educators in American history. Margit Winter was the daughter of Franz and Helene Winter of Goerlitz, Germany whose father was a prominent hotel owner and realtor. Margit came from an artistic family and was a recognized international authority on many leading European painters whom she introduced to America as an art dealer eventually becoming one of New York's leading private art dealers.

Im Winter 1908/1909 unternahm Wassily Kandinsky mit dem Musikerehepaar Thomas und Olga Hartmann einen Ausflug nach Urfeld am Walchensee, wo sie für Anfang 1909 ein nächstes Treffen in Kochel vereinbarten. Mit Hartmann entwickelte Kandinsky seine ersten Ideen für Bühnenkompositionen, die eine neuartige Einheit von Licht, Farbe, Sprache und musikalischem Ton festigten. Ende Februar 1909 trafen sich die beiden Paare im verschneiten Kochel. Münter schreibt: "Wir führen erst Garmisch- von dort Schlitten nach Mittenwald - wo wir im Hotel an seinen Kompositionen arbeiteten (Mittenwald war schön im Schnee!) Dann per Schlitten nach Kochel! In Kochel 14 Tage bei den Hartmanns. Hartmann (sehr begabt) entwarf zusammen mit Kandinsky die Musik für die "Riesen." Insgesamt 24 Fotos im Archiv von Gabriele Münter halten den Besuch in Kochel fest, das Jawlensky zu einer Schlittenfahrt besuchte.

Münter verewigte ihren Besuch in Kochel - Schneelandschaft mit Häusern und Grabkreuze in Kochel, die beide das schneebedeckte Kochel mit einer gewagten, leuchtenden Farbpalette zeigen, die eine noch nie dagewesene Bandbreite an Emotionen erzeugt, mit der Tradition bricht und einen Blick in eine neue, hoffnungsvolle Zukunft bietet. Wenn man vor Kochel - Schneelandschaft mit Häusern steht, taucht man in eine Alpenlandschaft ein, die Münters kühnes, neu gefundenes Selbstvertrauen ausstrahlt, indem er leuchtende Blau-, Violett- und Grüntöne zur traditionellen weißen und grauen Farbpalette hinzufügt. Schwarze Linien werden verwendet, um Farben zu betonen, räumliche Bezüge herzustellen und eine grafische Struktur zu erschaffen.

Kochel - Schneelandschaft mit Häusern war Teil der Sammlung von Margit Winter Chanin, der Frau von Abraham Levick Chanin, einem der einflussreichsten Pädagogen der amerikanischen Geschichte. Margit Winter war die Tochter von Franz und Helene Winter aus Görlitz, Deutschland, deren Vater ein bekannter Hotelbesitzer und Immobilienmakler war. Margit Winter stammte aus einer Künstlerfamilie und war eine anerkannte internationale Autorität in Bezug auf viele führende europäische Maler, die sie als Kunsthändlerin nach Amerika brachte und schließlich zu einer der führenden privaten Kunsthändlerinnen in New York wurde.
(Text by Drs. Quirine Verlinde)
GABRIELE MÜNTER   Kochel, Schneelandschaft mit Häusern, 1908-09
Oil on cardboard, 13 × 17.7 inches (32,9 × 45 cm)
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